Plastikflaschen
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Drumherum

Die heikle Verpackungs-Frage beim Einkauf

Umweltbewusst einkaufen – auch bei der Verpackung. Aber wie? Es gibt viele Aspekte, die man beim umweltbewussten Einkauf von Getränken und Lebensmitteln beachten sollte. Regionalität, Saisonalität, biologische Landwirtschaft, fairer Handel aber eben auch die Verpackung spielen hierbei eine große Rolle. Alleine im Bereich von Getränkeverpackungen gibt es eine große Vielfalt und es ist nicht einfach die ökologisch beste Entscheidung zu treffen. Glas, Aluminium oder Plastik? Flasche, Dose oder doch Getränkeverbundkarton? 

Am besten ohne Verpackung
Grundsätzlich ist es die nachhaltigste Variante Verpackungen generell zu vermeiden. Das Leitungswasser in Österreich gehört nicht nur zu den besten weltweit, sondern ist auch die umweltfreundlichste Variante, wenn in die eigene Mehrwegflasche oder ins Glas gefüllt. Sirups und Trinkwassersprudler können dem Leitungswasser verpackungsarm zusätzlichen Kick verleihen. Würden alle Österreicherinnen und Österreicher von verpacktem Wasser auf Leitungswasser umsteigen, würde das jährlich knapp 70.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Damit könnte man mit einem Auto zehntausend Mal die Erde umrunden (Quelle: Umweltberatung).

Wenn Verpackung – dann bitte Mehrweg
Wenn sich die Getränkeverpackung nicht vermeiden lässt, dann ist die Mehrwegflasche die umweltfreundlichste Variante. Woher wissen wir das? Für den ökologischen Vergleich von Getränkeverpackungen eignen sich Ökobilanzen, welche die Umweltwirkungen von Verpackungen gegenüberstellen. Diese Studien vergleichen alle Ressourcen und Umweltwirkungen (Abfälle, Emissionen etc.) die bei Produktion, Transport, Verwendung und Entsorgung von Verpackungen entstehen. Ökobilanzen zeigen, dass Mehrwegflaschen (PET und Glas) auch über Transportdistanzen von mehreren hunderten Kilometern umweltfreundlicher als Einweggetränkeverpackungen sind. Grund hierfür ist der hohe Ressourcenaufwand in der Produktion von Verpackungen. Eine Mehrwegflasche, die 40-mal wieder befüllt wird, spart 39 Einwegflaschen inklusive deren negative Umweltwirkungen in der Produktion und Entsorgung ein. Mehrwegflaschen sind auch die einzigen Getränkeverpackungen, die für das Österreichische Umweltzeichen zugelassen sind. Der Anteil an Mehrwegflaschen im Handel hat sich jedoch in den letzten Jahren von ursprünglich 70% auf 20% reduziert. Durch die geringe Mehrwegquote ist die Wahlfreiheit, vor allem im Bereich von Fruchtsäften und Wein häufig nicht gegeben.

Positive Nachrichten – Berglandmilch Österreichs größte Molkerei bietet seit März 2020 wieder Milch in der 1-Liter-Mehrwegflasche an. Damit ist Milch erstmals seit rund 20 Jahren in der Mehrweg-Glasflasche österreichweit unter verschiedenen Marken im Handel erhältlich. Hierfür wurde auf ein Abfüll- und Waschsystem am Standort Aschbach in Niederösterreich umgestellt. Somit sind die Transportwege der Flasche gering und die Wertschöpfung findet in der Region statt. Weitere Mehrweg-Produkte sind für die nächsten Monate in Planung, wie etwa eine Halbliter-Mehrwegflasche und Leichtmilch in der Mehrwegflasche.

Einwegverpackungen im Ranking
Unter den Einwegverpackungen haben PET Flaschen aus recyceltem Material („Pet to Pet“) die beste Umweltbilanz. Wichtig ist, dass PET Flaschen nach der Verwendung getrennt gesammelt und recycelt werden. Getränkeverbundkartons (auch umgangssprachlich Tetrapacks) können ökologisch ähnlich eingestuft werden, wie die Einweg-PET-Flasche, sofern diese über den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne getrennt gesammelt und recycelt werden.

Aus lebensmittelhygienischer Sicht ist Glas die hochwertigste Getränkeverpackung. Da kein Stoffaustausch zwischen Getränk und Verpackungsstoff entsteht. Glas ist geschmacksneutral und hat eine gute Dichtheit gegenüber Kohlensäure. Einweg-Glasflaschen stellen jedoch gemeinsam mit Aluminiumdosen die ökologischen Schlusslichter unter Berücksichtigung durchschnittlichen Transportdistanzen in Österreich dar. Trotz der hohen Recyclinganteile von Glasflaschen (bis zu 2/3 der Flasche besteht aus recyceltem Altglas), ist der Energieaufwand bei der Produktion sehr hoch. Einweg-Glasflaschen sind demnach keine nachhaltige Alternative zu Mehrweg-Glasflaschen oder Getränkeverbundkartons.

Getränkedosen haben zwar ein geringeres Transportgewicht als Glas, verbrauchen jedoch viele Ressourcen in der Produktion. Hinzu kommen hohe Umweltbelastungen und Risiken bei der Bauxitgewinnung, welche für die Aluminiumproduktion nötig ist. Diese Umweltbelastungen können durch den Einsatz von Recyclingmaterial in der Dosenproduktion deutlich verringert werden. In Hinsicht auf den Klimaschutz sind Dosen und Einweg-Glasflaschen wegen des hohen Energieverbrauchs die nachteiligste Option. Beispielsweise sind Bierdosen 3-mal klimaschädlicher als Mehrwegflaschen.


Glossar

Österreichisches Umweltzeichen
Das Österreichische Umweltzeichen ist das staatliche Gütesiegel für für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Es zeichnet Mehrwegsysteme die eine Mindestumlaufzahl von 12 erreichen aus.

Mehrweg
Verpackung zur mehrmaligen Nutzung. Mehrwegverpackungen werden nach Gebrauch zum Händler zurückgebracht, gereinigt und wieder befüllt.
Hinweis: Achten Sie beim Flaschenkauf darauf, ob es sich um eine Mehrwegflasche (erkennbar am Logo) handelt und bringen Sie die Mehrwegflaschen wieder zurück.

Recycling
Die stoffliche Verwertung von Altstoffen (Glas, Kunststoff, Papier) zu einem neuen (Sekundär)-rohstoff der wieder in die Produktion eingebracht wird. Sowie die Kompostierung von biologischem Material zu Huminstoffen. Hinweis: Verpackungen mit diesem Logo sind recyclingfähig und sollten in den dafür vorgesehenen Behältern getrennt gesammelt werden.

Pet to Pet
Aus alten PET-Flaschen werden neue PET-Flaschen; Alte PET-Flaschen werden zu Kunststoffgranulat verarbeitet und für die Produktion neuer PET eingesetzt.


Selbstverantwortung ist gefragt!
Egal ob Mehrweg- oder Einwegverpackung, die Selbstverantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten ist das Um und Auf einer nachhaltigen Gesellschaft. Nur wer die Mehrwegflasche wieder zurückbringt und die Einwegverpackungen getrennt sammelt trägt zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft bei.  

© pulswerk GmbH

zur Autorin

DIin Sabrina Lichtnegger
Mitarbeiterin der pulswerk GmbH – dem Beratungsunternehmen des Österreichischen Ökologie-Instituts im Bereich Ressourcenmanagement, Veranstaltungsorganisation und nachhaltige Entwicklung.

Weitere Infos: http://www.pulswerk.at/sabrina.lichtnegger.htm

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