Biene auf Blüte
© APIS-Z
15 Jahre 15 Produkte,  Regionale ProduzentInnen

Mit Bienenthemen kann man jede Party crashen

Ui, schau, jetzt hat mich eine gestochen“, sagt Roland Berger lächelnd. „Macht aber nichts, ist eh gesund. Ich bedanke mich dann immer bei den Bienen“ Mit ruhigen, routinierten Handgriffen hat er ein Holzrähmchen aus dem Stock herausgeholt. „Wahrscheinlich habe ich eine Biene beim Herausnehmen ein bisschen gequetscht. Da hat sie sich gewehrt, aber ansonsten sind die Tiere sehr sanft und attackieren nicht.“ Und tatsächlich, ein paar Bienchen schwirren munter um uns herum, die allermeisten aber wuseln weiter geschäftig über die Wabe.

„Seht ihr, da gibt es schon den ersten Honig“, zeigt uns Roland und deutet auf einige Waben, die schon zur Hälfte mit heller, glänzender Köstlichkeit gefüllt sind. „Wollt ihr kosten? Einfach mit dem Finger ein bisschen was rausholen!“ Dieses Waben-Wunderwerk stören? „In zwei Tagen ist das repariert, da sieht man nichts mehr davon“, versichert uns Roland. Da kommen kurz Kindheitserinnerung an Winnie-the-Pooh, den honiggelben Bären auf, der am liebsten direkt aus dem Stock naschte. Nach dem ersten Tropfen ist uns schnell klar, warum.

© R. Berger

Eine Dreiecksbeziehung zwischen Biene, Mensch und Landschaft

APIS-Z, das sind Roland Berger und Wolfgang Schmidt. Und natürlich die Bienen. Deren Stöcke sind über den Raum Klosterneuburg und den Wienerwald verstreut. Die Wahl der Standorte fällt auf naturnahe Flächen mit Wald- oder Auenlandschaft und extensiv bewirtschaftete Wiesen. Außerdem gibt es Kooperationen mit Demeter-LandwirtInnen, die für die Honigproduktion interessante Kulturen, wie Sonnenblume oder Buchweizen, anbauen. Problematisch sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. „Wenn in der Nähe einer Bienenfläche der Raps blüht, schauen wir, dass wir wegkommen. Denn der ist oft sehr intensiv gespritzt.“   

© www.photographybysherv.com

Kontakt

APIS-Z / Demeter Bio-Imkerei Roland Berger und Wolfgang Schmidt GesbR
Wasserzeile 13, A-3400 Klosterneuburg, Austria
T: 0699/125 64 605 und 0664/ 16 58 839
E: office@apis-z.at


Der Transport der Bienen von einem Standort zum nächsten muss richtig gemacht werden, damit die Bienen nicht gestresst sind. Man transportiert sie in der Nacht, wenn alle zu Hause sind und schlafen. Maximal eine Stunde darf die Fahrt dauern, mit runtergelassenem Fenster, der Boden des Bienenstocks nur mit einem Gitter verschlossen für gute Durchlüftung. Am neuen Standort angekommen, orientieren sich die Bienen schnell. „Bis die letzten Stöcke aufgestellt sind, etwa eine halbe Stunde später, kommen die ersten schon mit Pollen zurück.“

Wesensgemäße Bienenhaltung

Bei APIS-Z betreibt man wesensgemäße Bienenhaltung nach den Richtlinien der Demeter-Landwirtschaft. „Es geht darum, das Wesen des Biens, des Superorganismus der zigtausend Bienen in einem Volk, zu verstehen und eine Betriebsform zu finden, die dem bestmöglich entspricht.“ So wird zum Beispiel das Schwärmen, ein „ureigenster“ Instinkt der Bienen, nicht unterbunden. „Das ist wie bei Kindern, die laufen wollen.“ Außerdem dürfen sie vorwiegend Naturwaben bauen. „Die Waben sind quasi ein Körperteil des Bien.“ Denn sie erfüllen weitaus mehr Funktionen als nur die Aufbewahrung des Honigs: Sie dienen beispielsweise der Kommunikation unter den Bienen im dunklen Stock. „Viele Prozesse könnten einfacher und schneller gehen, aber das kommt für uns nicht in Frage.“

© APIS-Z
Für den „Wohnungswechsel“ braucht es einen Beschluss des „Rat der Weisen“.

Demokratie im Bienenstaat

Was Roland Berger an den Bienen am meisten fasziniert, fragen wir ihn. „Alles. Das Ganze.“ Aber weil wir gerade beim Instinkt des Schwärmens waren: Das Schwärmen ist die natürliche Form der Vermehrung des Biens. Dabei ziehen auf einen Satz 15.000 Bienen aus dem alten Stock aus, um einen neuen Staat zu gründen. Junge Bienen, alte Bienen, die männlichen Drohnen und eine Königin. Ausgestattet sind sie mit eineinhalb Kilogramm Honig-Proviant. Zuerst sammeln sich die Bienen dabei an einem nahen Baum. „Das ist einer der schönsten Momente für mich als Imker. Es ist so friedlich.“ Und dann haben alle ein gemeinsames Ziel: innerhalb von drei Tagen – denn nur so lange reicht ihr Futtervorrat – muss ein neues Zuhause gefunden werden. Dafür berufen sie den Rat der Weisen ein, bestehend aus etwa 200 der ältesten und erfahrensten Bienen, den sogenannten Spurbienen. Einige von ihnen fliegen in alle Himmelsrichtungen aus, auf der Suche nach einer neuen Behausung. Hat eine Spurbiene ein potentiell geeignetes Quartier, zum Beispiel einen hohlen Baumstamm, gefunden, kehrt sie zum Schwarm zurück und informiert ihre Kolleginnen. Mit dem Schwänzeltanz kann sie Auskunft über Richtung, Entfernung und Qualität der Unterkunft geben. Ist sie überzeugend genug, brechen einige Spurbienen ihrerseits dorthin auf, um sich ihr eigenes Bild zu machen. Diese kehren zurück und geben die Information ebenfalls weiter. So kristallisieren sich schnell einige favorisierte neue Wohnorte heraus.

Aber wie kommen die Bienen zu einer Einigung? Schließlich könnte man ja ewig weiterdiskutieren, möglicherweise findet sich ja noch etwas Besseres? Zwölf Bienen. Sobald zwölf Bienen gleichzeitig ein Haus besichtigen ist die kritische Masse erreicht. Dann haben zuvor genug Bienen das neue Zuhause gesehen und für gut befunden – der Umzug kann beginnen. Soweit kommt es in der Imkerei natürlich nicht, die Bienen sollen ja schließlich in einem Stock wohnen, aus dem später auch Honig entnommen werden kann. Sobald sich die Bienen am Baum zusammengefunden haben, werden sie eingesammelt und übersiedelt. „Natürlich ist es mit einer Demokratie, in der viele verschiedene Interessen aufeinanderprallen, nicht vergleichbar – denn die Bienen haben ja alle ein und dasselbe Ziel, die beste Lösung für das gesamte Volk zu finden. Dennoch geht das unter die Haut, wie gut die Bienen im Sinne der Gemeinschaft zusammenarbeiten.“

zwei Bienen auf einer Blüte© APIS-Z
Nach drei Wochen Innendienst, ist die Biene bereit ihren Dienst als Sammlerin aufzunehmen.

Bei den Bienen ist die Ausnahme die Regel

Für alle, die mehr über die wesengemäße Bienenhaltung erfahren möchten, bietet man bei APIS-Z Kurse an.

So eine Biene arbeitet in ihrem Leben zuerst drei Wochen im Innendienst, zum Beispiel als Brutpflegerin oder Bauarbeiterin. Danach ist sie drei Wochen lang als Sammlerin im Außendienst unterwegs. Eigentlich. Denn: „Die Bienen können auch ganz anders, wenn es sein muss. Sie sind so flexibel. Deswegen sind sie auch so erfolgreich, weil sie so anpassungsfähig sind.“ Auch hat jede Biene eine definierte Aufgabe. Eigentlich. „Vierzig Prozent der Bienen im Stock haben keine konkrete Aufgabe. Man könnte meinen, sie faulenzen.“ In Wahrheit sind sie die „stille Reserve“, die sofort einsatzfähig ist, falls ein großes Blüten-Buffet entdeckt wird, das schnellstmöglich abgeerntet werden muss.

Die Arbeit mit den Bienen ist immer anders. „Jetzt arbeite ich schon 19 Jahre mit den Bienen und denke mir, jetzt weiß ich ein bisschen was. Und dann kommen Situationen, wo ich merke, ich weiß eigentlich nichts.“ Feststeht, dass wir Menschen uns von den Bienen in Sachen Betriebswirtschaft, Effizienz oder Demokratie einiges abschauen können.

Apitherapie – Bienenluft schnuppern

Eine weitere Herzensangelegenheit ist APIS-Z die Apitherapie, die Anwendung von wohltuenden Bienenprodukten. So kann man etwa im Bienen-Pavillion die Luft aus den dort aufgestellten Bienenstöcken inhalieren. Phänomenale Aussicht ins Grüne und tiefenentspannendes Summen inklusive. Das gezielte Einatmen von aromatischer, warmer Bienenluft ist eine alte  Form der Naturheilkunde. Speziell in Russland und der Ukraine wird sie heute noch praktiziert. Eine Bienenluft-Kur umfasst etwa 24 halbstündige Sitzungen. Ein Schlauch leitet die Luft aus dem Bienenstock in professionelle Atemmasken – Kontakt mit den Bienen hat man dabei nicht. Medizinisch begleitet werden sollte die Anwendung von einem Arzt oder einer Ärztin; mit einigen arbeitet man bei APIS-Z auch eng zusammen.

Einige hundert Klienten haben diese Dienstleistung der Bienen schon in Anspruch genommen. „Einmal hatten wir einen hochrangigen Manager, der jeden Tag um sieben Uhr Früh hier war und Energie für den Tag gesammelt hat.“

© APIS-Z
Im Bienenhaus findet die Apitherapie mit Bienenluft statt.

„Irgendwas ist an den Bienen dran,…

…das bei den Leuten diesen Wow-Effekt auslöst“, sinniert Roland Berger. „Auf jeder Party, die Leute wollen immer mit mir über die Bienen reden. Mit Bienenthemen kann man jede Party crashen.“ Wir haben den Wow-Effekt jedenfalls erfahren. Da schmeckt das nächste Honigbrot doch gleich noch besser.

Nicht nur die domestizierte Honigbiene summt durch Österreich. Hierzulande gibt es rund 690 Wildbienen-Arten. Sie sind vor allem durch die Zerstörung ihres Lebensraumes bedroht. Mit dem Bau von Nisthilfen kann man ihnen unter die Flügel greifen. Im Veranstaltungskalender des Biosphärenpark Wienerwald finden Sie aktuelle Termine unserer BildungspartnerInnen zum Thema Biene.

griechisches Joghurt mit Honig© BWW/N. Kovacs

Für warme Sommertagen empfehlen wir griechisches Joghurt mit Honig aus dem Wienerwald

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.